Emil Zopfi

Schrot und Eis

Als Zürichs Landvolk gegen die Regierung putschte

Historischer Roman. September 2005, Limmat Verlag, Zürich.

Am 6. September 1839 stürmen einige tausend Religiös-Konservative aus der Zürcher Landschaft die Stadt, zwischen Münsterhof und Paradeplatz kommt es zum Kampf mit den kantonalen Truppen. Der letzte Schuss, mit Schrot aus dem Hinterhalt gefeuert, trifft Regierungsrat Johannes Hegetschweiler, während er den Befehl zur Kapitulation überbringt. Zürichs liberal-radikale Regierung stürzt, die Konservativen kommen für wenige Jahre an die Macht.

Der «Züriputsch» ist ein konservativer Rückschlag in der politsch bewegten Zeit vor der Gründung des Schweizerischen Bundesstaats, während der sich Fortschrittliche, Konservative und religiöse Fanatiker mit Wort und Waffe heftig bekämpften.
Johannes Hegetschweiler, Arzt, Botaniker und Alpenpionier aus Stäfa am Zürichsee, war nur widerstrebend zur Politik gekommen, vor allem durch seine Rede am ersten Ustertag der Liberalen von 1830. Als erster Vertreter der Zürcher Landschaft in der Regierung wandelte er sich allmählich vom aufgeklärten Liberalen zum wankelmütigen Konservativen. Das Attentat auf ihn gibt Rätsel auf: War es eine politische oder eine persönliche Abrechung? Ein zufälliger Schuss in der Hitze des Gefechts? Kam er von den Truppen, die zur Regierung hielten, oder von den Aufständischen der Landschaft? War Hegetschweiler ein Verräter?

Der Roman erzählt vom Leben und Sterben des Johannes Hegetschweiler, von seinen Erfolgen, seinem Scheitern und von seinem grossen und unerfüllten Traum: Die erste Besteigung des Tödi im Glarnerland, die er mehrmals versuchte und doch nie schaffte. Freunde und Widersacher treten auf und kommen in vielen in den Text montierten Originalzitaten zu Wort. Putschführer Pfarrer Hirzel aus Pfäffikon zum Beispiel, ein religiöser Fanatiker und Frauenheld, der schliesslich gemeinsam mit einer Geliebten Gift nimmt. Oder Friedrich von Dürler, Sekretär der Zürcher Armenpflege, Hauptmann der städtischen Truppen im Züriputsch, Männerfreund und Pionier der Turnerbewegung, der 1837 als erster Tourist auf den Tödi «spaziert». Doch auch dieser übermütige Vertreter einer neuen Generation findet ein tragisches Ende. Im Frühling 1840 stürzt er am Üetliberg zu Tode.

Das dramatische Geschehen rund um den «Züriputsch» von 1839 zeigt überraschende Parallelen zu aktuellen politisch/gesellschaftlichen Auseinandersetzungen: Der Konflikt zwischen Stadt und Land, die konservative Bewegung gegen den politischen Fortschritt, der Widerspruch zwischen religiösem Fundamentalismus und dem wissenschaftlichen Denken der Aufklärung. Der Züriputsch hat auch Sprache geprägt: Das in vielen Sprachen geläufige Wort «Putsch» hat hier seinen Ursprung. Die religiös-konservativen Putschisten verwendeten auch bereits den Begriff vom «Heiligen Krieg».

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Anerkennungsgabe der Stadt Zürich, Laudatio der Literaturkommission

Johannes Hegetschweiler, Arzt aus Stäfa, Botaniker, Tödipionier, liberaler Regierungsrat, fällt einem Attentat zum Opfer, als er am 6. September 1839 die Kapitulation der Zürcher Regierung überbringt: Textprobe aus dem Roman.

Friedrich von Dürler, Sekretär der Zürcher Armenpflege, Archäologe, Hauptmann der Stadttruppen, erster Tourist auf dem Tödi. Textprobe aus dem Roman.

Bernhard Hirzel, Pfarrer von Pfäffikon, fundamentalistischer Theologe, Anführer der Putschisten am 6. September 1839. Textprobe aus dem Roman.