Textprobe aus: Schrot und Eis

Als Zürichs Landvolk gegen die Regierung putschte

Historischer Roman.
Erscheint im September 2005 im Limmat Verlag, Zürich.

Der Schuss reisst Hegetschweiler den Hut vom Kopf, er stolpert, er taumelt, der Stock fällt ihm aus der Hand. Mit der Schulter prallt er gegen eine Kutsche, versucht sich festzuhalten, gleitet ab und stürzt. Dumpf schlägt das Echo von der Fassade des Hotels Baur. Über weissen Säulen und Balkonen blitzt der Himmel auf, der Himmel über Zürich, fern und heiter. Ein Augenblick voll gleissendem Licht. Dann umhüllt ihn Dunkelheit, ein gewaltiger Raum, durch den Worte hallen, herbeigeweht aus einer andern Zeit. Überirdisch ist der Anblick des schwarzblauen Himmelszeltes, wie es über die weissen und blauen Firnen ausgespannt ist. Seine eigene Stimme.
Aufgebrochen war er, die Natur und ihre Geheimnisse zu ergründen, vorgestossen bis an die Schwelle von Himmel und Erde, an die Grenze des Wissens und der Erkenntnis. Er hat eine Pistole auf den Berg tragen lassen, um die Verbreitung des Schalles zu beobachten, und an sicherem Orte das Herabstürzen loser Gletscherstücke zu veranlassen.
Hegetschweiler versucht, die Sekunden zu zählen wie damals auf dem Gletscher am Tödi, bis der Hauch eines Schalls unerwartet schwach von den Felswänden gegenüber widerhallte3. Doch er lauscht umsonst. Stille umfängt ihn, kein Laut durchdringt die Nacht.
Ist es das Ende?
Auf kaltem Stein liegt er, Blut verklebt seine Augen, seine Glieder sind gelähmt. Müde sinkt sein Kopf zur Seite, sterbensmüde.

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Johannes Hegetschweiler