Emil Zopfi

FelsenFest

Noch schöner als Fliegen • 50 Kurzgeschichten von den Bergen und vom Klettern

AS Verlag, Zürich 2016 CHF 29.80

Es war einmal ein junger Mann, der von Bergen und Felswänden träumte, während er in der Fabrik an einer Werkbank seine Arbeit verrichtete. Manchmal schrieb er kleine Geschichten, die von einer grossen Sehnsucht erzählten, von Abenteuer und Angst und vom Glück auf Gipfeln. Heute ist er über siebzig Jahre alt und die Berge haben für ihn nichts von ihrer Faszination verloren. Vor allem der Fels, die Griffe, die Tritte, die Herausforderung, eine Route zu klettern, die auf den ersten Blick unmöglich scheint. Nach einem langen Leben als Bergsteiger, Sportkletterer und Schriftsteller sind ihm die Landschaften und Felswände zu Orten der Erinnerung geworden, aber auch zu Quellen der Kraft im fortgeschrittenen Alter.
Emil Zopfi hat die Geschichte des Bergsteigens der vergangenen fünfzig Jahre aktiv miterlebt, vom Holzkeil zum Bohrhaken, vom Extremklettern mit schweren Schuhen und Strickleitern zum Sportklettern mit leichten Kletterfinken und Magnesia an den Fingerspitzen, das «noch schöner als Fliegen» sein kann.
Die fünfzig Texte sind in jüngster Zeit entstanden, eine erste Fassung meist als Blogtext nach einer Kletterpartie, Wanderung oder Skitour. Sie erzählen von der grossen Sehnsucht, die an Sucht grenzt, wenn der «Stoff» fehlt: der Fels! Vom Glück nach einer gelungenen «on sight»-Begehung, vom Klettern im Tangotakt, Stürzen ins Seil und dem Scheitern am Berg oder an den eigenen Grenzen. Mit feinem Humor erinnert er sich an Begegnungen, etwa mit der Boxlegende Muhammad Ali auf 3842 Meter über Meer - falls sie wirklich stattgefunden hat - oder mit Orten, wo Hermann Hesse nackt kletterte oder Max Frisch einen alten Freund demütigte. Klettern - das Fest im Fels - hat mehr mit Menschen zu tun, als mit Schwierigkeitsgraden. Es geht um Liebe, Leidenschaft und Freundschaften, auch zerbrochene, und Freunde, die nur noch in der Erinnerung leben.

«Nun sitzen wir also da, essen ein bisschen, fotografieren die Gämsen und blicken in den Abgrund, furchterregend abschüssige Abhänge, die wir mit prallen Rucksäcken aber ohne das Hochgefühl des Erfolgs hinuntersteigen müssen, vorsichtig Fuss vor Fuss, um wenigstens heil unten anzukommen. Das ist ja auch ein Ziel.»

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